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Das Zusammenspiel von Ästhetik und Funktion im Produktdesign

Paula Schmidt

Es gibt Dinge, die schön sind, und es gibt Dinge, die praktisch sind. Und dann gibt es noch jene seltenen Glücksfälle, bei denen beides zusammenkommt. Ein Stuhl, der nicht nur zum Sitzen da ist, sondern auch ein ästhetisches Statement setzt. Eine Kaffeekanne, die nicht nur Kaffee einschenkt, sondern auch ein kleines Designmanifest auf dem Frühstückstisch ist. Gute Produkte leben genau in dieser Balance: Sie sind sowohl visuell ansprechend als auch funktional überzeugend. Doch wie gelingt dieses Zusammenspiel eigentlich?


© Objekte unserer Tage / Schulz Stuhl  https://objekteunserertage.com
© Objekte unserer Tage / Schulz Stuhl https://objekteunserertage.com


Die Bauhaus-Schule hat vor gut hundert Jahren die berühmte Formel „Form folgt Funktion“ geprägt, die als Maßstab für gutes Design galt. Heute wissen wir: Das eine kann nicht ohne das andere existieren. Ein Objekt, das nur schön ist, aber in der Praxis nicht funktioniert, wird schnell zur nutzlosen Dekoration. Ein Gegenstand, der rein funktional ist, aber keinen ästhetischen Anspruch besitzt, verschwindet in der Bedeutungslosigkeit. Der wahre Zauber entsteht, wenn ein Produkt sich so gut anfühlt, wie es aussieht.


Ein gelungenes Beispiel: das Smartphone. Schlanke Linien, perfekte Symmetrie, reduzierte Gestaltung. Aber was wäre es ohne intuitive Bedienung, haptisches Feedback und durchdachte Ergonomie? Designklassiker wie der iPod oder die Bauhaus-Teekanne von Marianne Brandt beweisen, dass Schönheit und Nutzen sich nicht widersprechen müssen – sie verstärken sich sogar gegenseitig.


Doch nicht jedes Produkt muss Hochglanz-Perfektion ausstrahlen. Gerade im Bereich nachhaltigen Designs zeigt sich, dass auch Materialität und Herstellung eine Rolle spielen. Ein Möbelstück aus unbehandeltem Holz, ein handgefertigter Keramikbecher – ihre Ästhetik entsteht aus der Ehrlichkeit des Materials. Hier wird die Funktion – Stabilität, Haltbarkeit, Alltagstauglichkeit – in den Dienst einer natürlichen, unaufgeregten Schönheit gestellt.


Letztlich funktioniert Produktdesign wie eine gute Freundschaft. Es braucht eine Balance aus Verlässlichkeit und Charme, aus Pragmatismus und Schönheit. Ein gelungenes Design begleitet uns im Alltag, ohne uns zu nerven oder langweilig zu werden. Es passt sich an, statt aufzufallen, und macht uns durch seine Selbstverständlichkeit erst richtig bewusst, wie wichtig das Zusammenspiel von Ästhetik und Funktion ist. Denn in den besten Fällen vergessen wir, dass es sich überhaupt um Design handelt – und genießen einfach die Dinge, die uns das Leben schöner und einfacher machen.

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