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Radical Innovations

Dr. Bernd Gülker

Wer bei Kunstausstellungen nicht nur Wert auf Qualität sondern auch auf Inszenierung und Präsentation legt - Stichwort Exhibit Design – der ist derzeit in der Kunsthalle Recklinghausen genau am richtigen Ort. Auf drei Etagen im ehemaligen Hochbunker gegenüber dem Hauptbahnhof unternimmt die Schau „Radical Innovations“ so etwas wie einen Blick zurück in die Zukunft.


Hal Busse, o.T.,1958
Hal Busse, o.T.,1958

Zum 75 jährigen Bestehen des Hauses hat sich ein Forschungsprojekt des Landes mit den Anfängen der Kunsthalle in den 50er Jahren auseinandergesetzt und ist auf erstaunliche Präsentationsformen gestoßen. Was wurde nicht bereits alles ausprobiert in Ausstellungen wie z.B. „Mensch und Form unserer Zeit“ (1952). Geradezu futuristisch wirken die zum Teil originalen oder nachgebauten Displays noch heute.

Direkt aufgesetzte und dadurch indirekte Beleuchtung.
Direkt aufgesetzte und dadurch indirekte Beleuchtung.
Wand mit Verhängnis: Blick ins Erdgeschoss mit Arbeiten von Claire Falkenstein (vorn) und Heinrich Siepmann.
Wand mit Verhängnis: Blick ins Erdgeschoss mit Arbeiten von Claire Falkenstein (vorn) und Heinrich Siepmann.


Innovative Ausstellungsdesigns, die das Textile miteinschließen, die Präsentation im White Cube herausfordern und den Raum als Spielfläche nutzen.


Pole Position: Hans Werdehausenss "Tag und Nacht" (1953) an Stange im Raum vor Wand.
Pole Position: Hans Werdehausenss "Tag und Nacht" (1953) an Stange im Raum vor Wand.
Malerei auf Lattenrost: Sandra Blow, Composition, 1955.
Malerei auf Lattenrost: Sandra Blow, Composition, 1955.
Thomas Grochowiak: Technischer Bezirk I und II (1951)
Thomas Grochowiak: Technischer Bezirk I und II (1951)

Die Verbindungen von Raum, Präsentation und Werk sind auf jeder der drei Etagen derart perfekt aufeinander abgestimmt, dass dem Besucher mitunter das Gefühl beschleicht, durch seine bloße Anwesenheit die Inszenierung aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Skulpturen von Alicia Penalba, Lynn Chadwick und Jaap Mooy.
Skulpturen von Alicia Penalba, Lynn Chadwick und Jaap Mooy.

Die bildende Kunst hat sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gewandelt – nicht nur inhaltlich und stilistisch, sondern auch in der Art und Weise, wie sie präsentiert wird. Während traditionelle Ausstellungen oft auf statische Hängungen in White Cubes beschränkt waren, setzen Kuratoren und Künstler heute zunehmend auf innovative Konzepte, die die Grenzen zwischen Kunst, Raum und Betrachter neu definieren. Diese Entwicklungen spiegeln nicht nur den technologischen Fortschritt wider, sondern auch ein verändertes Verständnis von Kunst als interaktivem und partizipativem Erlebnis.


Die perfekte Präsentation im harmonischen Gleichklang von Raum und Objekt, ist auch ein Ziel der künstlerischen Aus- und Weiterbildungen am IBKK Design und Kunstzentrum.


Ganz so, wie es HAP Grießhaber seinen Studierenden bereits 1950 mit auf den Weg gab:

„Vernichtet alles was nach Kunst aussieht durch größere Lebendigkeit und stärkeren Ausdruck der vereinfachten Form!

Verachtet die Mätzchen, die säuische Blufferei, aber achtet den göttlichen Zufall und lernt ihn meistern.“

(zitiert nach: Ausstellungskatalog Junger Westen 51, Recklinghausen 1951)


Innovative Ausstellungskonzepte in der bildenden Kunst sind mehr als nur eine Modeerscheinung – sie sind Ausdruck eines tiefgreifenden Wandels in der Art und Weise, wie wir Kunst erleben und verstehen. Durch immersive Erlebnisse, digitale Technologien, partizipative Ansätze und nachhaltige Praktiken wird die Ausstellung zum Laboratorium für neue Ideen und Erfahrungen. Diese Entwicklungen laden uns ein, die Rolle der Kunst in der Gesellschaft neu zu denken und die Grenzen des Möglichen immer wieder zu erweitern. Die Zukunft der Kunst liegt nicht nur in den Werken selbst, sondern auch in der Art und Weise, wie sie uns berühren, herausfordern und inspirieren.



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