Zeit vergeht. Die Gegenwart ist fast in der selben Sekunde schon Vergangenheit. Dennoch wird Zeit unterschiedlich empfunden. Mal dehnt sie sich zu quälenden Minuten und Stunden, mal verfliegt sie und wir fragen uns, wo sie geblieben ist. Eine ikonische Darstellung der verfliessenden Zeit ist durch Salvador Dalis dahinschmelzende Uhren aus dem Bild „Die Beständigkeit der Erinnerung“ den meisten von uns geläufig.

Zahlreiche künstlerische Konzepte der Gegenwart beschäftigen sich mit der Frage nach der Darstellbarkeit von Zeit. Hier mein persönliches Ranking in zeitlich absteigender Reihenfolge:
Auf 500 Jahre ist die Tropfsteinmaschine (1996-2496) von Bogomir Ecker angelegt und durchzieht als eigenständige Anlage die gesamte Architektur der neuen Galerie der Gegenwart der Hamburger Kunsthalle. Ein ausgekügeltes System wird durch Regenwasser gespeist und endet schliesslich mit dem steten Fall eines Wassertropfens, der einen Stalaktiten und Stalagmiten wachsen lässt. In einer Größenordnung von etwa 10 Millimetern je 100 Jahren Maschinenlaufzeit werden Stalaktit und Stalagmit einander entgegenwachsen.
Mehrere Jahrzehnte seines Lebens arbeitete der polnische Künstler Roman Opalka an seinen Zahlrenreihen. Angefangen mit der „1“ (1965) hat Opalka Zeile um Zeile mit aufeinanderfolgenden Zahlen auf große graue Leinwände gemalt. Bis zu seinem Tode malte er die Zahlen 1 bis 5.607.249.

Beinahe jeden Tag malte der japanische Künstler On Kawara ein Bild, dass das Datum des jeweiligen Tages zeigte. Alle Bilder, meistens grau, manchmal blau oder rot grundiert, zeigen das Datum in weiß auf einer quer-rechteckigen Leinwand. Mehr als 2.000 Datumsbilder, die Date Paintings der Today-Serie hat On Kawara erschaffen.

24 Stunden benötigten Mark Formanek und zahlreiche Helfer, um genau diese 24 Stunden als „Standard Time“ abzubilden. Standard Time zeigt die Uhrzeit, aber auch die Menschen, die diese Uhr bauen. Insgesamt 70 Arbeiter fertigen synchron zur Echtzeit aus Holzbrettern eine 4 x 12 Meter große fortlaufende digitale Zeitanzeige: 1611 Umbauten in 24 Stunden. Lückenlos aufgenommen steht nun ein 24 stündiger Film bzw. eine Uhr zur Verfügung. Das kann man sich ansehen oder als „echte“ Uhr auf den Bildschirm laden.
Wem das alles zu lange dauert, dem rate ich zu „60 seconds“. Ist eine Minute genügend Zeit um ein Kunstwerk zu erstellen? Mit 20 Künstlerinnen und Künstlern wollen wir dazu vom 20.-23. März im Kunst- und Galeriehaus den Beweis antreten, dass auch 60 Sekunden ausreichen können, um ausstellungswürdiges aufs Papier oder die Leinwand zu bannen.
Die Besucher dürfen dabei zu sehen, wie sich diese ungewöhnliche Ausstellung innerhalb kürzester Zeit entwickelt und immer wieder neue Arbeiten - alle 60 Sekunden - im Galeriehaus aufgehängt, präsentiert und gekauft werden können.
Wir freuen uns auf instant drawing, instant sketching, instant sculpturing und weitere kreative Ideen, um in 60 Sekunden etwas zu erschaffen.